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Lost Places and me: Wie alles begann - Textmechanikerin Elisabeth V. Strassert Textmechanikerin Elisabeth Strassert | Technik-Texte & mehrTextmechanikerin Elisabeth V. Strassert
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Lost Places and me: Wie alles begann

Altes, verfallendes Bauernhaus in den 90er Jahren, Hechenberg, Burghausen

Lost Places and me: Wie alles begann

Wenn mich jemand – meist leicht naserümpfend – fragt, seit wann ich mich eigentlich für unbewohnte, in sich zusammenfallende, modernde Häuser begeistere, lautet die spontane Antwort: „Eigentlich schon immer.“

In meiner Kindheit finden sich hierzu zwei wichtige Prädispositionen: ein „bastelnder“ Onkel und viel Zeit für mich selbst – gern und mit Begeisterung habe ich mich im großen Garten meines Zuhauses (und später darüberhinaus) allein beschäftigt, oft in Begleitung eines Buchs, eines Stofftiers oder meiner Matchboxauto-Sammlung.

Und mein Onkel, der jedes Wochenende aus München kam, ließ mich immer mit ihm „bäschtelen“ – ein Wort, das er wohl bei schwäbischen Bekannten aufgeschnappt hatte und das fortan bei uns in der Familie scherzhaft alle „Bastel“-Arbeiten rund um Haus und Garten, Fahrrad und Auto meinte. Dabei wurde repariert statt weggeworfen, aus alten Teilen etwas Neues gebaut – so etwa entstand aus Teilen eines Abbruchhäuschens in fußläufiger Nähe langsam, aber stetig mein Kinderspiel-Hütterl auf der Terrasse. Berührungsängste mit Altholz, Bruchziegel oder Werkstattstaub: Fehlanzeige.

Entdecken, was die Welt im Innersten zusammenhält

Gleichzeitig wollte ich immer schon wissen, „was die Welt im Innersten zusammenhält“, wie es in Goethes Faust so schön heißt. Eine dieser Welten war für mich immer schon der angrenzende Wald, in dem ich am liebsten alleine – und ohne Wissen meiner besorgten Mutter – umherstreifte. Auf einem dieser Streifzüge stand es plötzlich vor mir, inmitten von Obstgehölzen auf einer an die Lichtung angrenzenden Wiese: ein verfallendes Häuschen mit Nebengebäuden, gedrungen in typisch bäuerlicher Bauweise, Erdgeschoß plus niedriger Dachboden, oben nicht einmal Stehhöhe.

Lange hat es gedauert, etliche Wochen, bis ich mich auf einem meiner Ausflüge in der Dämmerung traute, dem Häuschen näherzutreten. Ich wollte sicher sein, daß wirklich niemand mehr darin wohnt, und mich unbeobachtet wissen. So begann mein allererstes Lost-Places-Abenteuer.

Schon als Mädchen wollte ich einfach nur vorsichtig schauen und entdecken, eine Zeitreise machen in eine unbekannte Vergangenheit, staunen über Bauweise, Verfall und Überbleibsel eines ebenso unbekannten Lebens, das – ohne Gründe zu nennen – eines Tages aus diesen Räumlichkeiten spurlos verschwand.

Eines sonnigen Sonntags kurz nach Sonnenaufgang war es dann soweit: Vorsichtig ging ich ins Häuschen hinein, immer mit prüfendem Blick, denn Fehlbodendecke und Strohmatten folgten in den meisten Räumen schon bröckelnd der Schwerkraft. So sehr ich mir als Mädchen wünschte, das kleine Haus eines Tages „retten“ zu können, es wieder herzurichten – schon damals war ich auch Realistin und erkannte die Unmöglichkeit dieser Idee.

Die Küche mit ihren zerschlagenen Fensterscheiben und zugenagelten Fensteröffnungen ließ sich nur dank der graumelierten, quadratischen Bodenfliesen und des Waschbeckens als Küchenraum identifizieren. Die weiteren Räume starrten vor Schmutz, offensichtlich hatte jemand dort Schutt entsorgt.

Take nothing but pictures…

Die Leiter auf den Dachboden eröffnete dumpfen, süßlichen Staubgeruch, einen windschiefen Holztisch und nur einen Blick hinaus auf den sonnigen, bewachsenen Balkon – trotz meines damaligen Fliegengewichts traute ich mich nicht, ihn zu betreten. Ich hatte von unten schon seine völlig morschen Holzlatten entdeckt und wollte kein Risiko eingehen. Das mit den Augen tastende Entdecken der verlassenen Räume war mir abenteuerlich genug.

Viele Jahre später hörte ich den Spruch „Take nothing but pictures, leave nothing but footprints, kill nothing but time“ – das Mantra der echten Lost-Places-Spezialisten. Ich selbst mache seltene, kleine Ausnahmen von dieser strikten, aber durchaus sinnvollen Regel: Wenn ich weiß, daß der gewaltsame Abriß eines Gebäudes kurz bevorsteht, nehme ich manchmal ein kleines Erinnerungsstück mit: eine halb zerbrochene Fliese oder ein Schriftstück als Zeitzeugen, eine hölzerne Wäscheklammer, ein Hinweisschild. Und halte es in Ehren.

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